Zahnfleischschwellungen und Aphten sowie Rötungen und Entzündungen der Mundschleimhaut – Das sind einige der typischen Symptome einer allergischen Reaktion im Mundraum. Während einige Symptome nur kurzzeitige Folge einer zahnärztlichen Behandlung sind und nach einigen Tagen wieder abklingen, haben Allergiepatienten mit dauerhaften Beschwerden zu kämpfen.
IGTV wollte mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Allergie im Mundraum erfahren und hat mit Zahnarzt Dr. Seidel aus Kleinmachnow bei Berlin ein Interview geführt. Der Dentist hat sich auf die Versorgung mit Zahnersatz und Zahnimplantaten spezialisiert und bietet den Einsatz von Keramikimplantaten als biokompatible Zahnersatzlösung an.
Welche Symptome kennzeichnen eine Unverträglichkeitsreaktion im Mundraum?
Der Mundraum ist mit einem komplexen Schleimhautsystem ausgestattet, das auf Störungen auf unterschiedliche Weise reagiert. So können Lippenekzeme und Bläschen auf der Mundschleimhaut, so genannte Aphten, ebenso ein Hinweis auf eine Unverträglichkeit sein wie eine ausgeprägte Entzündung der Schleimhaut, die Stomatitis. Zu den weiteren Symptomen einer Unverträglichkeitsreaktion im Mundraum zählen Mundtrockenheit, Schleimhaut- und Zungenbrennen sowie Geschmacksirritationen. Durch das Herabsetzen der Immunabwehr können gleichzeitig Kopfschmerzen auftreten, begleitet von Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Was sind die Ursachen einer Allergie im Mund?
Neben Nahrungsmittelintoleranzen ist die Metallunverträglichkeit die am meisten verbreitete Unverträglichkeitsreaktion im Mundraum. Die für Zahnfüllungen oder Zahnersatz verwendeten Dentallegierungen bestehen zumeist aus einer Mischung verschiedener Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium, Nickel, Titan oder Kupfer. Durch die Korrosion im feuchten Milieu des Mundraums geben diese Legierungen immer wieder kleine Mengen an Metall ab, die über die Mundschleimhaut in den gesamten Organismus übergehen. Sofern mehrere Metalle gleichzeitig im Mund existieren, z.B. eine Füllung aus Gold und ein Titanimplantat, kann es zudem zu elektromagnetischen Feldern kommen, welche Kopfschmerzen verursachen können.
Die Kombination mehrerer Metalllegierungen mit geringer Korrosionsbeständigkeit bei kombiniertem Zahnersatz ist für viele Patienten genauso kritisch einzustufen wie die heutzutage kaum noch Verwendung findende Zahnfüllung mittels Amalgam. Amalgam gilt aufgrund seines Quecksilberanteils als besonders gefährlich. Das Nervengift reichert sich im Körper an und wird nur langsam ausgeschieden, wodurch es starke Beschwerden wie Schlaflosigkeit, starke Kopfschmerzen sowie eine erhöhte Reizbarkeit auslösen kann. In diesen Fällen wird eine Amalgamausleitung und ein Ersatz der alten Füllungen durch Keramikinlays oder Kunststofffüllungen empfohlen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch Kunststoff Unverträglichkeitsreaktionen bedingen kann. Am besten wird vorab eine individuelle Materialaustestung am Patienten vorgenommen.
Was ist unter einer Titanallergie zu verstehen?
Vor allem bei Implantatträgern, bei denen sich trotz sorgfältigster Mundhygiene eine Entzündung am Implantat (Periimplantitis) zeigt, kann ein Implantatkörper aus Titan die Ursache für die Beschwerden und Unverträglichkeitssymptome sein. Obwohl Titan zu dem nachweislich am besten geeigneten Material für die Implantation in den Körper zählt, können allergische Reaktionen auftreten. Bevorzugt dann, wenn das verwendete Titan nicht zuverlässig den hohen Ansprüchen für den medizinischen Einsatz entspricht und leichte Verunreinigungen von Nickel oder anderen allergenen Metallen enthält.
Wie jede nicht behandelte allergische Reaktion belastet auch eine unbehandelte Titanallergie den Körper. Sie ist in der Lage, schwere Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen auszulösen. In diesen Fällen ist ein Ersatz des Implantatkörpers durch eine Variante aus Zirkon zu empfehlen.
Welche Folgen hat eine unbehandelte allergische Reaktion?
Wurde im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung eine Zahn- oder Wurzelfüllung durchgeführt oder Zahnersatz angefertigt und zeigen sich die beschriebenen Symptome im Mundraum, sollte umgehend ein Termin mit dem Zahnarzt vereinbart werden. Werden die ersten Anzeichen einer allergischen Reaktion nicht umgehend behandelt, kann diese nicht nur weitreichende Auswirkungen auf das Immunsystem haben, sondern auch zum Verlust des Zahnersatzes führen. So kann eine unbehandelte Periimplantitis Implantat-Verlust, Zahnfleischrückgang und Knochenabbau zur Folge haben.
Wie erfolgt die zahnärztliche Behandlung bei einer Allergie im Mundraum?
Zu Beginn der Behandlung steht eine ausführliche Anamnese, um andere zugrundliegende Erkrankungen zu diagnostizieren bzw. auszuschließen. Steht nach einer eingehenden Diagnose zuverlässig fest, dass eine Unverträglichkeit vorliegt, muss das Allergen aus dem Mundraum entfernt werden. Zahnfüllungen aus Metall werden dabei nach Absprache mit dem Patienten durch Kunststoff- oder Keramikvarianten ersetzt. Für Implantate und Zahnersatz gibt es alternative Materialien wie Zirkon, das heute eine gleich hohe Stabilität aufweist wie Titan oder andere Metalle. Ein weiterer wesentlicher Vorteil von Zahnersatz aus Keramik ist die Tatsache, dass es aufgrund seiner Zahnfarbe eine hohe Ästhetik aufweist. Dadurch kann es auch problemlos im Frontzahnbereich eingesetzt werden.
Weiterführende Informationen zum Thema Titanallergie, biokompatibler Zahnersatz und Anti-Allergie-Zahnimplantate finden Sie unter http://www.zahn-zahnarzt-berlin.de/news/allergie-implantate.html.
Text: AK Fotos: Seidel