Eine Krebserkrankung stellt für Betroffene mitten im Leben häufig alles in Frage und kann zu enormen psychischen und emotionalen Belastungen für die Betroffenen und deren Angehörigen führen. Typisch sind Gefühle von Niedergeschlagenheit, Überforderung, aber auch von Hilflosigkeit und Ängstlichkeit.
Hier setzen die heute international etablierten Manuale „Krebs bewältigen mit Achtsamkeit“ von Linda E. Carlson und „Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie für Krebs“ von Trish Bartley an. Diese Programme basieren auf den seit über 25 Jahren angewandten und wissenschaftlich umfassend erforschten Achtsamkeitsmanualen zur Stressreduktion (MBSR) nach Kabat-Zinn und der kognitiven Achtsamkeitstherapie bei Depressionen (MBCT) nach John Teasdale. Achtsamkeitsbasierte Therapieansätze vermitteln neue Wege im Umgang mit der eigenen Erkrankung, damit verbundenen Ängsten und ermöglichen eine neue Form der Gestaltung des Alltages und der Lebensqualität.
In der Tagesklinik des Zentrum für Seelische Gesundheit – Berlin Kurfürstendamm (www.zfsg-berlin.de) wird unter der Leitung von Prof. Dr. Götz Mundle ein innovatives, achtsamkeitsbasiertes Therapiekonzept für Menschen mit Krebserkrankungen angeboten, die in eine psychische Krise geraten sind und eine intensive Unterstützung mit täglichen Therapieangeboten benötigen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Johannes Mattes leitet Prof. Dr. Götz Mundle den ambulanten 8-wöchigen Übungskurs „Mit Achtsamkeit Krebs bewältigen“, in dem Menschen mit Krebs einen neuen Umgang mit ihrer Erkrankung erlernen.
IGTV an Prof. Dr. Mundle:
Können Sie dem interessierten Patienten erklären, wie können Achtsamkeit und Meditation bei einer Krebserkrankung helfen?
Jeder Teilnehmer hat eigene Vorstellungen über die Entstehung seiner Krebserkrankung und die Wirkungen von Achtsamkeit auf den Krankheitsverlauf. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass Achtsamkeit und Meditation ein neues Verständnis der eigenen Erkrankung und einen neuen akzeptierenden Umgang mit unangenehmen, teilweise quälenden Gefühlen von Unsicherheit, Ängsten und Befürchtungen ermöglicht. Die akzeptierende, nicht bewertende Grundhaltung von Achtsamkeit ermöglicht die häufig bei einer Krebserkrankung vorhandenen inneren Widerstände und Kämpfe gegen die Erkrankung bewusst wahrzunehmen und Schritt für Schritt abzubauen. Hierdurch können Symptome der Erkrankung und Nebenwirkungen der Behandlungen reduziert werden. Weiterhin gibt es Hinweise, dass Achtsamkeitsübungen zu einer Stärkung der Selbstheilungskräfte und des Immunsystems führen. Gesichert ist, dass Achtsamkeitsübungen und Meditation zu einer Verbesserung von psychischen Symptomen, wie Depression, Angst und Unsicherheit führen. Ein neuer Zugang zur „inneren Stimme“, zu eigenen Werten und Lebenszielen als Kompass in schwierigen Zeiten wird ermöglicht. Hierdurch kann der Lebensalltag aktiv und lebendig gestaltet und eine Lebensqualität widergewonnen werden.
Welche Aufgabe und welche Bedeutung hat das Umfeld in dieser Situation?
Die Angehörigen und das soziale Umfeld haben einen entscheidend Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung, insbesondere auf das psychische Wohlbefinden, die Lebensqualität und Lebensfreude. Daher ist ein Miteinbeziehen der Angehörigen, ob Partner, Kinder oder auch engere Freunde sehr hilfreich. Häufig bestehen Ängste, das Thema Krebs offen anzusprechen. In der psychoonkologischen Beratung gehören daher Angehörigengespräche zum Standard einer Beratung oder Behandlung. Weitere Themen sind mögliche Auswirkungen der Erkrankung auf Partnerschaft, Familie und Freunde sowie vorhandene Ängste auf Seiten der Betroffenen und Angehörigen gegenüber der Erkrankung, deren Verlauf und deren Behandlungsmöglichkeiten. Entscheidend bei den Gesprächen ist eine offene, wertschätzende Kommunikation, die den gemeinsamen Austausch fördert und Raum für die (Wieder-)Entdeckung gemeinsamer Werte, Vorstellungen und Ziele gibt.
Wie sind der Ablauf und der Umfang eines solchen Kurses?
Der Kurs „Mit Achtsamkeit Krebs bewältigen“ besteht aus 8 Sitzungen a 2,5 Stunden und einem Übungstag nach der 6. Sitzungen. In jeder Sitzung werden min. zur Hälfte der Zeit Achtsamkeitsübungen durchgeführt. Die Erfahrungen der Teilnehmer werden anschliessend in der Gruppe ausführlich besprochen. In den ersten Sitzungen erfolgt eine Einführung in allgemeine Achtsamkeitsübungen zur besseren Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Emotionen und Gedanken. Im zweiten Teil des Kurses werden die Teilnehmer anhand von Achtsamkeitsübungen an Gedanken, Gefühle, auch Ängste gegenüber der eigenen Krebserkrankung schrittweise herangeführt. Durch eine akzeptierende Grundhaltung, in der auch unangenehme Empfindungen wahrgenommen und gehalten werden können, lernen die Teilnehmer eine neue und bewusste Form des Umgangs und der Bewältigung der eigenen Erkrankung. Ängste und Befürchtungen werden abgebaut. Räume für eine neue Form der Lebendigkeit ohne die eigene Erkrankung zu verleugnen, werden ermöglicht.
Typische Achtsamkeitsübungen zu Beginn des Kurses sind der Bodyscan nach Kabat Zinn als Übung zur Körperwahrnehmung, Geh und Sitzmeditationen, häufig mit dem Fokus auf den Atem sowie informelle Übung im Alltag zu Hause gehören zu den Standardübungen. Übungen im zweiten Teil des Kurses beziehen sich auf den Umgang mit schwierigen Emotionen und Ängsten sowie einen achtsamen Umgang mit Krebssymptomen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Übungen, in denen persönliche Werte, Wünsche und Lebensziele (wieder)entdeckt und in den Alltag integriert werden.
Der Kurs ersetzt keine medizinische Behandlung oder Psychotherapie, kann aber eine wirkungsvolle Ergänzung zu eine bereits bestehenden Behandlung sein.
Der nächste Kurs „Mit Achtsamkeit Krebs bewältigen“ wird im Zentrum für Seelische Gesundheit – Berlin Kurfürstendamm vom 11.01. bis 29.02.2016 angeboten. Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an:
Frau v. Landsberg
Zentrum für Seelische Gesundheit
Tagesklinik und Ambulanz
Kurfürstendamm 216
10719 Berlin
Tel: 030 88718920
Fax: 030 887189292