Ihre Gesundheit

Pflegefall – und nun? (Teil3)

Der eintretende Pflegefall ist für alle Beteiligten, ob Betroffene oder Angehörige, zunächst eine neue Situation mit vielen offenen Fragen und einhergehenden Befindlichkeiten. In unseren beiden vorangegangenen Artikeln zu dieser Thematik (Teil 1) und (Teil 2) haben wir den Umgang mit der Eingangssituation sowie die ersten Schritte in Richtung einer 24 h – Pflege erläutert. Ein weiterer, sehr wesentlicher Aspekt ist der erste persönliche Eindruck einer Senioreneinrichtung im Rahmen des  Besichtigungstermins.

Das Zentrum für Qualität in der Pflege (www.zqp.de) hat eigens für diesen Moment einen Fragenkatalog entwickelt; hier der Link zum Download.

IGTV hat den Vorstandsvorsitzenden des ZQP, Dr. Ralf Suhr um ein Interview gebeten:

Welche Beweggründe haben zur Entwicklung des Fragebogens geführt?

„Viele Menschen haben Angst vor dem Heimeintritt und sind verunsichert, welches Pflegeheim das passende für sie ist. Für diejenigen ist es daher zu allererst wichtig, Klarheit über ihre eigenen Bedürfnisse zu haben. Sie müssen die Anforderungen kennen, die sie an ein Pflegeheim stellen wollen. Auch, um sich bei der Heimbesichtigung vor Ort ein umfassendes Bild machen zu können, sind systematische Entscheidungshilfen nötig. Deshalb haben wir gemeinsam mit unseren Partnern der Weissen Liste einen Fragenkatalog entwickelt, der dabei hilft, die Bedürfnisse zu konkretisieren, vor Ort die richtigen Fragen zu stellen und letztlich die Heime bei der Auswahl gezielt miteinander vergleichen zu können.“

Welche Umstände sollten zukünftige Bewohner beachten, die keine Berücksichtigung im Fragebogen finden konnten?

„Die Struktur unserer Entscheidungshilfe garantiert, dass alle persönlichen Bedürfnisse Berücksichtigung finden. Zudem muss sich der Interessent klar machen, dass es das ideale Heim für alle nicht gibt. Die Entscheidung für ein Pflegeheim ist immer individuell. Der persönliche Eindruck ist daher ganz entscheidend: Was nehme ich bei der Heimbesichtigung mit Augen,  Nase und Ohren wahr. Sauberkeit und freundliches Personal ist für jeden leicht zu erkennen. Unsere Empfehlung an den Verbraucher ist daher: Sprechen Sie nicht nur mit der Heimleitung, sondern am besten auch mit den Bewohnern. Auch durch ein Gespräch mit dem Heimbeirat lässt sich vieles vorab klären. Fragen Sie beispielsweise, ob das Wochenprogramm mit Basteln, Ausflügen, Bewegungsübungen etc. tatsächlich stattfindet. Oder erkundigen Sie sich nach dem Tagesablauf. Oder nehmen Sie an einer Mahlzeit teil. So erhalten Sie einen Einblick in das Speisenangebot und erfahren, ob das Essen ausgewogen zubereitet wird. Schlussendlich gilt bei der Suche nach dem neuen Heim: Der beste Qualitätsprüfer ist immer der Interessent selbst.“

Wo sehen Sie den aktuellen Stand der Pflege in Deutschland und welcher Missstand ist leicht zu beheben?

„Im internationalen Vergleich ist die pflegerische Versorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau. Trotzdem gibt es Bereiche, die wir in der nächsten Zeit weiterentwickeln müssen. Ein Segment, das wissenschaftlich noch wenig erforscht wurde  ist beispielsweise das häusliche Versorgungsgeschehen. Und dies, obwohl der Großteil der Menschen in den eigenen vier Wänden gepflegt wird. Dies entspricht auch dem Wunsch der meisten Deutschen. Deshalb ist die häusliche Pflege auch einer der Forschungsschwerpunkte des ZQP.“

Worin sehen Sie hierbei die Aufgabe des ZQP?

„Wir forschen hier in unterschiedliche Richtungen. Das ZQP hat zum Beispiel zu Beginn des Jahres eine Perspektivenwerkstatt zum Thema „Qualität in der häuslichen Versorgung“ ins Leben gerufen. Ziel des neuen Forums war es, die aktuelle Qualitätsdebatte aus der Lebenswelt-Perspektive pflegebedürftiger Menschen weiter zu entwickeln und auszuweiten. Unter der Federführung von Prof. Thomas Klie und Prof. Andreas Büscher beteiligten sich ausgewiesene Experten an dem Projekt. In mehreren Workshops wurde ein Gutachten erarbeitet, das wir im Herbst veröffentlichen werden.“

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