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Stammzellengewinnung aus Nabelschnurblut

In der aktuellen Presse, sowie in den Fachzeitschriften für werdende Eltern taucht immer wieder der Begriff der Stammzellengewinnung aus Nabelschnurblut auf. Um etwaige Verunsicherungen zu beseitigen haben wir aufklärendes Interview mit Dr. Michael Abou-Dakn (Leiter der Klinik für Geburtshilfe St. Joseph Krankenhaus, Berlin) geführt:

Welche Vorteile bestehen bei der Gewinnung von Stammzellen aus Nabelschnurblut?

Stammzellen aus Nabelschnurblut haben den Vorteil, dass sie einfach und risikolos nach der Abnabelung des Kindes zu gewinnen sind. Dieser Vorgang ist für Mutter und Kind absolut schmerzfrei und risikolos. Zudem sind sie für den Fall einer Stammzelltherapie sofort verfügbar und müssen dann nicht erst aufwendig gewonnen werden. Ein weiterer Vorteil ist ihr Jugendlichkeit – denn je jünger die Stammzellen sind, desto höher ist ihr Entwicklungspotenzial. Und die Stammzellen im Nabelschnurblut sind die jüngsten, die man heute in der Medizin verwenden kann.

Wie ist der Ablauf bei der Entnahme des Nabelschnurbluts?

 

Entnahme von Blut aus dem Nabelschnurrest

Entnahme von Blut aus dem Nabelschnurrest

Die Eltern erhalten vor der Geburt ein Entnahmepaket von der Nabelschnurblutbank, das sie zur Geburt mit in die Klinik bringen. Wenn das Kind geboren ist, wird die Nabelschnur durchtrennt. Aus dem Nabelschnurrest, der noch mit der Nachgeburt verbunden ist, wird anschließend mit einer kleinen Kanüle das Blut entnommen, im Schnitt um die 80 Milliliter. Der Vorgang läuft wie bei einer normalen Blutentnahme ab – das Blut fließt in einen Entnahmebeutel. Der ganze Vorgang dauert nur zwei bis drei Minuten. Das Kreißsaalteam verpackt anschließend alles wieder im Entnahmepaket und ruft die Nabelschnurblutbank an. Diese schickt dann einen Kurier, der das Nabelschnurblut zum Labor bringt. Dort wird es dann aufbereitet und eingelagert.

Welche Gefahren bestehen für Mutter und Kind?

Keine. Weder Mutter noch Kind merken etwas von der Entnahme. Das Blut wird ja erst nach dem Abnabeln, quasi aus der Nachgeburt, gewonnen. Außerdem darf nur geschultes Personal Nabelschnurblut entnehmen. In unseren Kreissälen ist die Nabelschnurblutentnahme Routine. Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig darin geschult und haben schon hundertfach Nabelschnurblut gewonnen.

Wie häufig wird dieses Angebot von Eltern angenommen?

Das lässt sich nur schätzen, aber derzeit lagern etwa drei bis vier Prozent aller werdenden Eltern in Deutschland das Nabelschnurblut ein. Leider wissen viele werdende Eltern noch viel zu wenig über die Bedeutung von Nabelschnurblut. Immer wieder höre ich von Eltern, die erst nach der Geburt von diesem Thema erfahren haben. Dann ist es aber leider zu spät dafür. Ich halte es deshalb für sehr wichtig, dass alle werdenden Eltern frühzeitig informiert werden, dass es diese Möglichkeit gibt. Gerade wir Frauenärzte müssen hier mithelfen aufzuklären.

Interview: JK

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