Ihre Gesundheit

Robert Koch

„Das war doch der mit der Tuberkulose“ – so oder ähnlich lauten spontane Äußerungen, wenn sein Name genannt wird. Sicher nicht ganz falsch, aber doch grob vereinfachend.

Richtig ist: Robert Koch erhielt 1910 den Nobelpreis der Medizin, „in Anerkennung seiner Untersuchungen und Entdeckungen im Bereich der Tuberkulose“. Doch er war weit mehr als ein stiller Forscher, der eine wichtige Entdeckung mache. Koch gilt heute, zusammen mit dem Franzosen Louis Pasteur, als Begründer der modernen Bakteriologie und Immunologie.

Robert Koch

Robert Koch

Robert Koch entstammt einer kinderreichen Bergmannsfamilie aus Clausthal im Harz. Nach dem Abitur 1862 begibt er sich zum Studium der Physik nach Göttingen, wechselt jedoch gleich nach dem ersten Semester ins Fach Medizin. 1866 schließt er das Studium ab und erhält im selben Jahr in Hannover seine Arztzulassung. In der Folgezeit praktiziert er im Vorort Langenhagen, später im brandenburgischen Niemegk sowie in Ragkwitz bei Posen. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 ist er als Lazarettarzt im Militärdienst. Nach der Physikatsprüfung in Berlin 1872 bekommt Koch eine Stelle als Kreisphysikus (vergleichbar mit dem heutigen Amtsarzt) in Wollstein, Kreis Posen. Hier beginnt er in einer kleinen Laborecke seines Sprechzimmers seine Forschertätigkeit, aufbauend auf Hypothesen seines Hochschullehrers Jakob Henle (1809-1885). Dieser hatte schon in den 1840er Jahren das Vorhandensein eines „Contagium animatum“, des „belebten“ Erregers von Infektionskrankheiten thematisiert. Den wissenschaftlichen Beweis nun will Robert Koch führen; hierbei richtet sich sein Interesse zunächst auf den Milzbranderreger, dessen äußere Form (Stäbchen) schon bekannt ist. Es gelingt ihm, dieses Bakterium außerhalb eines Körpers zu züchten und seine Vermehrung sowie die Sporenbildung zu dokumentieren, was damals etwas bahnbrechend Neues ist.

1880 beruft man ihn nach Berlin als Regierungsrat am kaiserlichen Gesundheitsamt, wo er seine Studien unter nun wesentlich besseren Bedingungen fortsetzen und ausbauen kann. 1881 erscheint Kochs grundlegende Arbeit „Über Desinfektion“, in der er verschiedene chemische Verbindungen als wirksame Desinfektionsmittel benennt und dies beweist; im Jahr darauf beschreibt er in seinem Vortrag über die „Ätiologie der Tuberkulose“ den Erreger erstmals umfassend als konkret fassbare Lebensform, deren Bekämpfung nun angegangen werde. Kurze darauf gelingt Koch während eines Forschungsaufenthaltes in Indien auch die Identifizierung des Erregers der Cholera.

Robert Koch an seinem Schreibtisch

Robert Koch an seinem Schreibtisch

Im Jahr 1885 wechselt Robert Koch vom Gesundheitsamt zur Berliner Universität, wo er Direktor des neu gegründeten Hygieneinstituts wird. Unter seiner Führung machen etliche Mitarbeiter bedeutende Entdeckungen, so etwa Friedrich Löffler (Diphterieerreger), Georg Gaffky (Züchtung von Typhusbazillen) oder Shibasaburo Kitasato (Züchtung von Tetanusbazillen, Entdeckung des Pesterregers). Auch spätere Berühmtheiten wie Paul Ehrlich und Emil von Behring sind Mitarbeiter in seinem Institut, dass weltweit als „Koch´sche Schuhe“ höchstes Ansehen genießt. Kochs Hoffnung, aus dem identifizierten Tuberkuloseerreger bald schon ein wirkungsvolles Heilmittel, einen Impfstoff, entwickeln zu können, erfüllt sich indes nicht, sein Präparat „Tuberkulin“ kann bei der ersten großflächigen Anwendung 1890/91 keine durchschlagenden Heilerfolge erzielen. Wohl aber wird Tuberkulin ein wichtiges Mittel zur Diagnose der Krankheit durch Hautreaktion (Tuberkulintest). Wirklich wirksame medikamentöse Behandlung der Tuberkulose wird erst mit moderner Chemotherapie (Antibiotika) möglich, das erste Präparat (Streptomycin) steht ab etwa 1945 zur Verfügung.

Der preußische Staat errichtet ab 1891 ein eigenständiges Institut für Infektionskrankheiten , Koch wird Leiter dieser Einrichtung, die heute noch besteht und seinen Namen trägt. In den Folgejahren unternimmt er lange Forschungsreisen in die Tropen, um Erkenntnisse über weitere Infektionskrankheiten zu gewinnen, etwa die Malaria oder die Schlafkrankheit. Kochs Gesundheit ist in den späten Jahren angegriffen, er leidet an Angina Pectoris und verstirbt während eines Kuraufenthaltes am 27. Mai 1910 in Baden-Baden, wo er auf eigenen Wunsch eingeäschert wird. Die Urne wird in einer Gedenkhalle in seinem Institut am Nordufer in Berlin-Wedding beigesetzt.

Text: Alexander Strauch    Fotos: Institut für Historische Medizin der Charité

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