Hier erinnern wir an zwei Mediziner aus dem Hessischen, die im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert bedeutende Leistungen in ihrem damals noch jungen Fachgebiet, der Dermatologie, vollbrachten: Die Brüder Salomon und Karl Herxheimer.
Beide stammten aus einer kinderreichen, wohlhabenden Familie jüdischen Glaubens in Wiesbaden. Der Vater war Mühlenbesitzer und Getreidehändler, ein Onkel war Rabbiner. Mehrere der Kinder wählten die Medizinerlaufbahn.
Salomon Herxheimer wird am 22.09.1841 in Dotzheim (heute Stadtteil von Wiesbaden) geboren. Nach dem Schulabschluss entscheidet er sich für das Studium der Medizin, welches er u.a. in Wien bei Ferdinand von Hebra (1816 -1880, heute oft als „Begründer der Dermatologie“ betitelt), absolviert. Mit gerade 23 Jahren eröffnet Salomon Herxheimer 1874 in Frankfurt am Main als Hautarzt (Facharzt für Dermatologie) eine eigene Praxis und ist damit, nach den uns vorliegenden Quellen, der erste Frankfurter Hautarzt überhaupt. Zwei Jahre später wird aus der Arztpraxis eine private Fachklinik für Hautkrankheiten. Er leitet diese Einrichtung über 20 Jahre lang, sein jüngerer Bruder Karl arbeitet dort seit 1887 mit und führt die Klinik nach dem plötzlichen Tod Salomon Herxheimers weiter, denn dieser stirbt plötzlich am 12. 08. 1899 auf einer Bergwanderung in Österreich an Herzversagen. Die Grabstätte findet sich auf dem jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße in Frankfurt. Seine Frau Fanny Herxheimer gründet noch im selben Jahr eine Stiftung für bedürftige Kranke.
Der fast zwanzig Jahre jüngere Bruder Karl Herxheimer kommt am 26.06.1861 in Wiesbaden zur Welt. Auch er will Arzt werden und studiert in Freiburg, Straßburg und Würzburg, wo er 1884 auch promoviert. Danach arbeitet er zunächst zwei Jahre als Assistenzarzt am Pathologisch-Anatomischen Institut in Frankfurt am Main sowie ein weiteres Jahr an der Dermatologischen Universitätsklinik in Breslau (heute Wroclaw, Polen), bevor er 1887, nunmehr Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, eine eigene Praxis in Frankfurt / Main eröffnet und außerdem an der Hautklinik seines älteren Bruders Salomon mitarbeitet. Nach dessen plötzlichem Tod 1899 leitet Karl Herxheimer die Einrichtung noch Jahrzehnte weiter: 1909 wird die private Hautklinik an die Stadt Frankfurt übertragen, 1914 wird daraus die Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Frankfurt / Main und Karl Herxheimer der Ordinarius (Lehrstuhlinhaber) für Dermatologie und Venerologie. Erst 1929 wird er emeritiert, bleibt der Universität jedoch als Forscher und Lehrender erhalten. In der medizinischen Fachsprache tragen heute u.a. ein Diagnoseverfahren für die durch Zecken übertragene Borreliose-Infektion (sog. Jarisch-Herxheimer-Reaktion) sowie das Endstadium der Borrelioseerkrankung (Herxheimer-Syndrom) seinen Namen.
Gemäß der nationalsozialistischen Ideologie wird Karl Herxheimer, wie die meisten jüdischen Mediziner, nach 1933 zur Unperson erklärt; Freunde raten ihm, Deutschland baldmöglichst zu verlassen (er besitzt ein Haus in der Schweiz). Doch Karl Herxheimer, inzwischen über 70 Jahre alt, kann nicht fassen, dass all seine Kompetenz und Erfahrung auf einmal nichts mehr gelten soll – er bleibt. 1936 wird ihm die Lehrerlaubnis offiziell entzogen. Im September 1942 wird Karl Herxheimer zusammen mit Henriette Rosenthal, seiner Lebensgefährtin der späten Jahre (seine Ehefrau Olga war 1928 verstorben) ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er am 6. Dezember entkräftet stirbt, seine Partnerin stirbt zwei Wochen später.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) verleiht seit 1954 alle zwei bis drei Jahre die Karl-Herxheimer-Medaille. Die Auszeichnung ist für hervorragende Gelehrte des dermatologischen Fachgebietes vorgesehen. Mit der Verleihung sollen Persönlichkeit und Gesamtwerk des Preisträgers gewürdigt werden.
Text: Alexander Strauch