Ihre Gesundheit

Georg Hohmann (1880 – 1970)

Hier erinnern wir an einen Chirurgen und Orthopäden, dessen vielfältiges Wirken nicht nur die Tätigkeiten als Arzt, Forscher und Hochschullehrer betraf, sondern auch soziales und politisches Engagement umfasste.

Karl Georg Gottlieb Hohmann wird am 28. Februar 1880 als Sohn eines Kaufmanns in Eisenach geboren. Nach der Schulzeit entscheidet er sich für das Studium der Humanmedizin, welches ihn über Jena, München und Berlin nach Würzburg führt. Hier legt er 1903 sein Staatsexamen ab, um anschließend erste Praxiserfahrungen als Assistenzarzt von Orthopäde Prof. Dr. Fritz Lange in München zu sammeln. Zu dieser Zeit beginnt die Orthopädie gerade, aus dem Schatten der Chirurgie heraus zu treten und sich als eigenständige medizinische Disziplin zu etablieren. 1910 eröffnet er in München eine eigene Praxis. Während des ersten Weltkriegs arbeitet Hohmann als Lazarettarzt; neben der Akutversorgung orthopädischer Verletzungen gilt sein Hauptaugenmerk einem sozialen Aspekt, nämlich der Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit von Kriegsversehrten. Was damals noch „Krüppelfürsorge“ genannt wurde, ist heute ein Teil dessen, was unter den Sammelbegriff „Rehabilitation“ fällt.

Unmittelbar nach Ende des ersten Weltkriegs ist Georg Hohmann in München auch politisch aktiv; er wird im Dezember 1918 der erste Vorsitzende der neu gegründeten, linksliberal-bürgerlich orientierten Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Zuvor hatte Hohmann seine Habilitationsschrift mit dem Titel „Die Pseudoarthrosen und die durch Knochendefekte entstandenen Schlottergelenke“ vorgelegt. Sein hauptsächliches Betätigungsfeld bleibt indes der Arztberuf, er ist bis 1930 in München als Orthopäde aktiv und hat seit 1926 auch eine außerordentliche Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität.

1930 siedelt er nach Frankfurt/Main über, wo er ordentlicher Professor und Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik „Friedrichsheim“ wird; 1937 übernimmt Hohmann außerdem den Vorsitz des Fachverbandes „Deutsche Orthopädische Gesellschaft“ (heute die „Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie“, DGOOC).

Nach dem zweiten Weltkrieg kümmert sich Georg Hohmann zunächst darum, dass an seiner zerbombten Frankfurter Klinik der Betrieb als Kranken- und Lehranstalt wieder in Gang kommt; im April 1946 folgt er dem Ruf seiner früheren Lehrstätte, der Universität München: Man hatte ihm die Leitung der medizinischen Fakultät angeboten. Kurz darauf wird er auch Rektor der Universität und bleibt es bis zum Oktober 1953. Zuvor (1950) würdigt die Deutsche Orthopädische Gesellschaft sein langjähriges Wirken mit der Ehrenmitgliedschaft; 1953 bekommt er außerdem das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fachpublikationen werden in den Folgejahren von mehreren Universitäten mit einem Ehrendoktorat gewürdigt.

Auch im (Un)ruhestand nimmt Hohmann weiterhin regen Anteil am wissenschaftlichen sowie am verbandsinternen Geschehen. Darüber hinaus ist er als Mitbegründer der „Pfennigparade“ zur Bekämpfung der Kinderlähmung Mitglied im Bundesgesundheitsrat, einem 1953 eingerichteten Expertengremium zur Beratung der Bundesregierung in Fragen der staatlichen Gesundheitsfürsorge.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Georg Hohmann stirbt am 5. Oktober 1970 im 91. Lebensjahr an seinem Wohnsitz in Bergen am Chiemsee (Oberbayern). Sein Name ist nach wie vor im Wissenschaftsbetrieb präsent: Seit 1982 verleiht die DGOOC jährlich die Georg-Hohmann-Plakette als Auszeichnung an Personen, die sich -auch außerhalb des wissenschaftlichen Bereiches und als Nichtärzte- um die Entwicklung der Deutschen Orthopädie in besonderer Weise verdient gemacht haben.

Text: Alexander Strauch

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