Seit sich im Jahr 1835 der erste deutsche Eisenbahnzug auf seine Reise von Nürnberg nach Fürth machte sind fast 180 Jahre verstrichen, doch noch immer oder in letzter Zeit gerade wieder ist die Bahn ein gleichsam bequemes, schnelles und zuverlässiges Mittel, um von A nach B zu gelangen.
Erinnern wir uns: Das damals aus England importierte und hierzulande rasch weiterentwickelte Eisenbahnsystem war der Motor der Industrialisierung; mit dem flächendeckenden Aufbau des Schienennetzes in Deutschland wurde die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts im Wortsinne „ins Rollen“ gebracht. Erstmals konnten Menschen sowie Güter aller Art zeitlich exakt planbar und mit bis dato für unmöglich erachteter Geschwindigkeit jeden Ort des Landes erreichen, der über eine Bahnstation verfügte. Es gab noch keine Staats- oder Bundesbahn im heutigen Sinne sondern einzelne, voneinander unabhängig operierende privatwirtschaftliche Eisenbahngesellschaften, die miteinander im Wettbewerb um den Bau der lukrativsten Verbindungen standen. Erst nach der Reichseinigung 1871 entstanden von staatlicher Seite initiierte Länderbahnen; die gesamtdeutsche Reichsbahn, der Vorläufer der heutigen deutschen Bahn AG war nicht, wie man landläufig meint, eine Erfindung des Kaiserreiches sondern der Weimarer Republik, also der 1920er Jahre. Die größte Ausdehnung hatte das deutsche Eisenbahnnetz mit fast 60.000 km Strecke übrigens zur Zeit des 1. Weltkrieges.
Im Personenverkehr wurde das Angebot schon bald nach der Etablierung der Bahn fein ausdifferenziert: Reisende mit schmalem Budget fuhren beengt in der dritten Klasse („Holzklasse“), während Betuchte in der ersten Klasse reisten, in Abteilen mit Holzvertäfelung, Samtpolstern, Dampfheizung, Gasbeleuchtung und Speisenangebot. Auf stark nachgefragten europäischen Verbindungen wurden regelrechte Luxuszüge eingesetzt, die nur die erste Klasse führten, man denke an glanzvolle Namen wie den legendären Orient-Express (Paris-Istanbul), den Rheingold (Amsterdam-Basel) oder den deutschen Premiumzug der Nachkriegsjahre, den Blauen Enzian (Hamburg-München). Jedoch ging es bei allem Luxus stets um das zügige Erreichen eines Reiseziels: Die Züge waren immer ein Fortbewegungsmittel, kein integraler Bestandteil der Reise im touristischen Sinne.
Da hat sich in den zurückliegenden Jahren doch einiges verändert: Mittlerweile liegen Rundreisen mit der Bahn oder regelrechte Schienkreuzfahrten voll im Trend. Analog zur Seekreuzfahrt ist der luxuriöse Hotelzug hierbei die fahrende Unterkunft, mit der die Urlauber die einzelnen Reisedestinationen ansteuern. Verschiedene Charter-Spezialanbieter haben derartige Bahntouren im Programm, vor allem in Europa, in den USA und Kanada, in Südafrika sowie in Indien. Hierzu wird zumeist aufwändig restauriertes Zugmaterial vergangener Zeiten wieder auf die Schiene gebracht. Im Zug wird gefahren, gespeist und gefeiert – übernachtet wird je nach Reise ebenfalls im Zug oder in luxuriösen Hotels, zu denen Transfers vom Bahnhof durchgeführt werden.
Unter gesundheitlichen Aspekten bekommen Bahnreisen praktisch immer das Signal auf Grün gestellt: Das gemächliche Dahingleiten im Zug führt wesentlich seltener zu Reiseübelkeit wie etwa Auto- oder Busreisen bzw. ein schwankendes Schiff bei rauer See. Im klimatisierten Zug sind die Temperaturen zumeist angenehm; zu beachten ist allerdings die plötzliche Veränderung beim Ausstieg in die sommerlich oder tropisch heiße Umgebung. Auch sollte ggfs. vor Reisebuchung nachgefragt werden, ob ein Bordarzt im Zug mitfährt, da es bei plötzlichen Gesundheitsproblemen oft nicht möglich ist, den Zug sofort zu stoppen, um Hilfe von außen zu bekommen. Ansonsten sei auf unsere allgemeinen Tipps zur Vorbereitung einer gesunden Urlaubsreise verwiesen, die im Artikel Reisevorbereitung – ein Überblick detailliert ausgeführt werden.
Na dann: Einsteigen bitte, Türen schließen. Gute Fahrt!
Text. Alexander Strauch