Am 20.09.09 fand in Berlin der 36. real,-Berlin Marathon 2009 statt. Bei sonnigen 26 Grad nahmen ca. 40.000 Teilnehmer die Strapazen des Marathonlaufs auf sich. Grund genug für uns die gesundheitlichen Voraussetzung für eine solche physische Belastung auf den menschlichen Organismus näher zu hinterfragen. Hierzu haben wir uns an das Kompetenzzentrum für Sportmedizin Berlin (www.praxiszentrum-sportmedizin.de) gewandt und einige Fragen an PD Dr. Matthias Krüll und seinen Kollegen Dr. Oliver Noga gestellt.
An diesem Wochenende wurde wieder einmal eine enorme sportliche Leistung erbracht. Welche gesundheitlichen Voraussetzungen sollte ein Teilnehmer mitbringen?
„Laufen“ kann im Prinzip jeder, wenn man sich allerdings der Aufgabe stellt, einen Marathon laufen zu wollen, dann sollte bereits vor Trainingsbeginn eine umfangreiche fachärztlich-internistische und orthopädische/sportmedizinische Voruntersuchung erfolgen.
Gesundheitliche Voraussetzung für die lange (mehrmonatige) Vorbereitung auf einen Marathonlauf sind ein gesundes Herzkreislaufsystem, eine optimale Lungenfunktion und ein strapzierfähiges muskuloskeletales System aus Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken.
Wie und wo kann man seine Fitness überprüfen lassen?
Eine erste orientierende Untersuchung bezüglich der kardiopulmonalen Fitness kann bereits beim Hausarzt erfolgen, intensive körperliche Untersuchung, eine Kontrolle wesentlicher, ein Ruhe- und Belastungs-EKG, eine Blutentnahme mit Kontrolle verschiedener Parameter (Blutbild, Elektrolyte Blutzucker, „Leber- und Nierenwerte“) sowie eine einfache Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie) können bereits erste mögliche Risikofaktoren aufdecken. Auffallende oder unklare Befunde sollten im nächsten Schritt durch Fachärzte aus den entsprechenden Disziplinen (Kardiologen, Pneumologen, Orthopäden) weiter aufgearbeitet werden. Wenn man dann wirklich das Ziel hat, einen Marathon laufen zu wollen, dann sollte zuletzt, nach dem Ausschluss kardiopulmonaler Risikofaktoren, eine erste Leistungsanalyse (z.B:. mittels Spiroergometrie) durchgeführt werden. Mit dieser Technik ist es möglich, den aktuellen Stand der körperlichen Fitness zu ermitteln, sowie einen individuellen Trainingsplan zu erstellen.
Im Kompentezzentrum für Sportmedizin Berlin arbeiten Fachärzte verschiedener Disziplinen Hand-in-Hand mit einem Team aus Sportwissenschaftlern, so dass hier alle Phasen der medizinischen Vorbereitung optimal gewährleistet sind.
Gibt es Risikogruppen, die einer besonderen Vorsicht bedürfen?
Zu den Risikogruppen gehören vor allem diejenigen Sportler, bei denen nicht bekannt ist, dass sie irgendwelche kardiopulmonalen Vorerkrankungen haben, d.h. diejenigen, bei denen keine entsprechende Vorsorgeuntersuchung durchgeführt wurde, Sportler, die bekannte Vorerkrankungen haben, diese aber nicht optimal therapieren (z. B. ein schlecht eingestellter arterieller Hypertonus oder ein nicht kontrolliertes Asthma bronchiale), sowie Sportler, die eine kardiopulmonale Grunderkrankung haben, die jedoch mit so einer intensiven Belastung, wie einem Marathon und seiner mehrmonatigen Vorbereitung nicht vereinbar ist (z. B. Durchblutungsstörung der Herzmuskulatur, (angeborene) Herzrhythmusstörungen, schlecht eingestellte chronisch obstruktive Bronchitis).
Wir haben gesehen, dass Sie an Ihrem Stand kostenlose Allergietests durchgeführt haben. Dürfen sich Allergiker einer solchen Belastung aussetzen? Worauf sollten gerade Allergiker achten?
Hierbei ist wichtig, dass die Diagnose Allergie ja zur Ausprägung verschiedener Kranheitsbilder führen kann. Insbesondere sind hier natürlich Probleme der oberen Atemwege im Sinne eines Heuschnupfens und der tiefen Atemwege, im Sinne eines Asthma zu beachten. Das ein bestehendes Asthma zu einer Verschlechterung der Ausdauerleistung führen kann ist leicht zu verstehen. Aber auch ein schwerer Heuschnupfen, mit massiver Behinderung der Nasenatmung dürfte zu einer Verschlechterung bei einer Ausdauerleistung wie einem Marathon führen.
Um diese Frage haben wir während des diesjährigen Berlin Marathon eine Studie durchgeführt, die genau dies näher beleuchten soll, da bisher nur wenige Erkenntnisse bzgl der genauen Beeinträchtigung einer sportlichen Ausdauerleistung durch allergische Erkrankungen vorliegen. Weiterhin ist unklar in wie weit Sport die Rate an Allergien beeinflusst. Hierfür haben wir bei Interessierten Sportlern einen Allergietest durchgeführt und werden die erreichten Zeiten der Sportler mit Allergien mit denen ohne Allergien vergleichen. Zusätzlich werden wir Erkenntnisse über die Häufigkeit von Allergien bei Laufsportlern gewinnen.
Insgesamt werden wohl mehr als 600 Sportler an dieser Untersuchung teilnehmen. Damit wird sie zu den Größten dieser Art zählen und Hoffentlich neue Erkenntnisse liefern. Für den Allergiker bei Sport generell gilt, dass die Allergie gut Diagnostiziert und behandelt werden sollte um auch an Tagen mit Allergenner Belastung keine Einschränkungen hinnehmen zu müssen.
Wir bedanken uns bei Dr. Oliver Noga und dem Team vom Kompetenzzentrum für Sportmedizin www.praxiszentrum-sportmedizin.de