Beginnend am Samstag, 08. Oktober bis zum 15. Oktober findet die Woche des Sehen 2011 statt. Das diesjährige Motto lautet „sehen – was geht“. Im Rahmen dieser Veranstaltung findet bundesweit eine Vielzahl von Aktionen statt, die auf die Bedeutung von gutem Sehvermögen, auf die Ursachen vermeidbarer Erblindung und die Situation sehbehinderter und blinder Menschen in Deutschland aufmerksam machen.
IGTV hat sich anlässlich des Expertenchats des Portals diabetes.de mit dem Motto „Diabetes muss nicht ins Auge gehen“ etwas näher beschäftigt.
Zunächst ein paar Fakten:
– ca. 4 Menschen erblinden am Tag an den Folgen der diabetischen Retinopathie
– bei 85 % der Menschen mit Diabetes Typ 1 treten diese Schäden nach 25 Jahren auf
– 30 % der Typ 2 Diabetiker leidet bereits bei der Diagnose der Stoffwechselerkrankung darunter
Um mehr zu diesen Fakten in Erfahrung zu bringen hat IGTV Prof. Dr. Manfred Tetz (Leiter der Augentagesklinik Spreebogen) aufgesucht und einige Fragen gestellt:
Welches waren die ersten therapeutischen Ansätze?
Gerhard Meyer-Schwickerath entdeckte 1946, das eine fortschreitende Netzhautablösung an einer Narbe auf der Netzhaut zum stillstand kommt. 1949 behandelte er den ersten Patienten mit einer Netzhautgefäßerkrankung, indem er Sonnenlicht auf dem Dach der Klinik bündeln und in den Operationssaal leiten ließ. Dank dieser Entwicklung nutzen heutzutage Augenärzte weltweit Laser, um erkrankte Netzhautgefäße zu behandeln.
Die Methode der Photo- oder Lichtkoagulation ist inzwischen durch die Anwendung des Lasers ersetzt, am Prinzip der Behandlung von Gefäßerkrankungen sowie von diabetischen Augenveränderungen hat sich aber nichts geändert.
Was passiert bei einer Diabetes im Auge?
Bei einer DRP bekommen die Netzhautzellen zu wenig Sauerstoff (Erythrozyten), dadurch werden Substanzen frei gesetzt, die für ungezügeltes Gefäßwachstum sorgen, dies nennt man Proliferation. Diese neuen Gefäße haben nur schwache Gefäßwände, so dass es besonders bei plötzlichem Blutdruck anstieg zu Blutungen kommen kann. Entstandene Gefäßbäume können nach Blutungen zusammenschrumpfen und Löcher in der Netzhaut verursachen.
Betreffen diese Veränderungen die Makula (Stelle des schärfsten Sehens) spricht man von der diabetischen Makulopathie, hier ist die Sehschärfe der Patienten beeinträchtigt und muss behandelt werden.
Auf welchem Stand ist die Wissenschaft heute und welche Innovationen erwarten uns in Zukunft?
Die bereits erwähnte Laserkoagulation (LAKO), bei der Netzhautgewebe vernarbt wird um weitere Proliferationen zu verhindern, steht bisher bei der Therapie der DRP im Vordergrund. Es handelt sich hierbei um eine destruktive Therapie.
Im Weiteren gibt es die medikamentöse Behandlungen zur Reduzieren der Neovaskularisation (Gefäßwachstum) auch Anti-VEGF Hemmer (Vascular Endothelial Growth Factor) genannt mit Avastin und Lucentis oder auch als Cortison Therapie mit Ozurdex, hierbei spricht man von nicht destruktiven Therapien, die immer häufiger erfolgreich angewandt werden.
Interview: JK Fotos: Augentagesklinik Spreebogen