Berlin, 10. März 2012
Im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin Mitte (im weitläufigen Areal der Charité) fand heute das 2. Interdisziplinäre Forum mit dem Titel „Was ist Schönheit?“ statt. Prof. Dr. med. Wolfgang Harth (Leiter der Kliniken für Dermatologie und Allergologie Vivantes Klinikum Spandau) hatte zu dieser Veranstaltung für die Kollegen aus der Dermatologie zwei außerordentliche Referenten geladen:
Prof. Dr. Felix Ensslin hat seit 201o die Professur für Kunstvermittlung, Ästhetik und psychoanalytische Kulturtheorien der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart inne.
Des weiteren ist er Mitglied in der Forschungsgrupp der DFG „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der der Entgrenzung der Künste“, Berlin
Juli 2009 Promotion an der Universität Potsdam im Fach Philosophie
2005 – 2008 Mitglied des Graduierten Kollegs „Lebensformen und Lebenswissen“, Universität Potsdam und Universität Viadrina, Frankfurt/Oder
Prof. Dr. med. Werner Mang ist mit 40 Jahren Ärtzlicher Direktor der Bodenseeklinik.
Gründungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie
Präsident der internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin
2008 Präsident Weltkongress Ästhetische Chirurgie
2007 Vorstandsvorsitzender der Medical One Klinikgruppe
Prof. Dr. med Wolfgang Harth hat in seiner Begrüßungsrede darauf aufmerksam gemacht, dass die ästhetische Medizin in den letzten Jahren einen ungebrochenen rasanten Zuwachs erlebt hat und somit zu einem festen Bestandteil der medizinisch-ärztlichen Tätigkeit der Dermatologen geworden ist. Um dies etwas zu erläutern hier einige Zahlen:
In 2010 gab es mehr als 1 Millionen Eingriffe im Bereich der ästhetischen Medizin (80% Frauen, 20% Männer). Diese teilen sich wie folgt in die einzelnen Indikationen auf:
41% Fettabsaugen, 24% Brustvergrößerungen, 17% Nasenkorrekturen, 14% Facelifts, 12% Lidstraffungen
Der Vortrag von Prof. Dr. Felix Ensslin gab den Zuhörern einen Überblick über die Definition der Schönheit aus der Sicht des Philosophen, sowie Erläuterungen zu den Begriffen der Ästhetik, wie z. B. Harmonie, Natürlichkeit und Lebendigkeit. Nach Prof. Dr. Felix Ensslin ist die Frage nach der Schönheit nicht objektiv – es geht dabei um die Konstitution von Wahrnehmung. Er stützte seine Theorien auf die Aussagen von Francoise Schaller (Patientin) und untermalte diese Darstellungen mit dem Schaffen der Aktionskünstlerin „Orlan“, die bei ihren Performances Teile der ästhetischen Medizin einfliessen lässt. Er stellte die These auf das das 19. Jahrhundert den Begriffen Disziplin und Leistung zur Schaffung des Bürgertums zugehörig war und das wir uns heute im Zeitalter des 21. Jahrhunderts zu mehr Äußerlichkeiten hinreissen lassen. Dies wird gestützt durch die Begriffe der Bioethik, die besagt „lebe lang, lebe gesund“ – Fitness und Gesundheit statt Exzessen. Aus seiner Sicht hat die Ästhetische Medizin mehr mit einer Wunscherfüllung, als mit einer Heilung zu tun.
Prof. Dr. med. Werner Mang sagte: „Schönheitschirurgie – Ja, Schönheitswahn – Nein“. Anhand seiner langjährigen Erfahrungen im In- und Ausland (auch mit Prominenten) vermittelte er den Zuhörern den Nutzen, aber natürlich auch die Grenzen und den Fluch der Schönheitsoperationen. Die anschließende Diskussion ging zum Teil um die Verantwortung des Arztes bei der Beratung zu einer Schönheitsoperation, sowie den ethischen Aspekten, die zu einer Ablehnung eines Eingriffs führen sollten. Als Tenor der Diskussion fasste Prof. Dr. Wolfgang Harth zusammen, dass zu diesen Veränderungen die Voraussetzung eines besseren Miteinander zwischen Arzt und Patient von Nöten und unbedingt erwünscht sei.
Text: JK Fotos: HS