Dass die Psyche sich auf die Verdauung und das Hungergefühl auswirkt kennen die meisten aus eigener Erfahrung. Starke Aufregung kann z.B. zu Durchfall führen, frische Verliebtheit dagegen führt häufig zu Appetitlosigkeit, und Stress kann sich sowohl auf das Hungergefühl und den gesamten Verdauungstrakt auswirken. Während einige in Stresssituationen keinen Hunger verspüren, greifen andere in diesen Situationen häufig zu kalorienreichen Lebensmitteln. Langfristige Stresssituationen können sich weiterhin auf die gesamte Verdauung auswirken. Symptome wie unspezifische Bauchschmerzen, Blähungen, Reizdarmsyndrom und auch Magengeschwüre können von dauerhaftem Stress begünstigt und ausgelöst werden.
Aber nicht nur die Psyche wirkt sich auf die Ernährung und Verdauung aus, sondern auch anders herum wirken beide zusammen. Konkret kennt es sicher jeder, wenn wir starken Hunger haben, sind wir unkonzentriert und leicht reizbar. Haben wir eine gute Mahlzeit eingenommen, fühlen wir uns rundum zufrieden.
Aber auch weniger eindeutig erkennbar wirkt die Ernährung sich auf die Psyche ein. Verantwortlich dafür ist unter anderem das intestinale Mikrobiom, die Bakterien, die unseren Darm besiedeln. Diese haben aktuell großes Interesse in der Wissenschaft erlangt. Die Anzahl der Bakterienzellen, die jeder Mensch in seinem Darm beherbergt, beträgt vermutlich das Zehnfache der eigenen Körperzellen.
Die Besiedlung des Darms beginnt schon im frühen Säuglingsalter, wobei Wissenschaftler sich einig sind, dass sich eine natürliche Geburt und Stillen besonders positiv auf die Besiedlung auswirkt.
Einige Mikroben, die in unserem Darm leben, sind in der Lage bestimmte Neurotransmitter zu produzieren, die sich auf die Psyche auswirken. Unter anderem haben sie Einfluss auf den Tryptophanstoffwechsel. Dabei handelt es sich um eine Aminosäure, die als Grundstoff für die Hormone Serotonin und Melatonin dient. Diese Hormone sind bedeutend für die Regulation von Stimmung und Schlaf. Es wird davon ausgegangen, dass Schlafstörungen und Depressionen in engem Zusammenhang mit einer negativen Verschiebung der Darmbesiedlung stehen.
Die Besiedlung des Darms ist sowohl von der Ernährung, als auch wiederum von psychosozialem Stress und anderen Lebensstilfaktoren abhängig.
Grundsätzlich gilt, dass eine ausgewogene Kost, die reich an Ballaststoffen ist, sich positiv auf die Darmflora auswirkt. Lebensmittel wie Olivenöl, Fisch, Obst und Gemüse, wie auch Nüsse, Geflügel und Milchprodukte sorgen nach einer Studie für eine ausgewogene Darmflora. Ungünstig wirken sich dagegen gesüßte Getränke, Auszugsmehle und fette Milchprodukte aus. Auch häufige Snacks sollten gemieden werden.
Neben dem Mikrobiom ist natürlich auch die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen wichtig für die Psyche. Eine Unterversorgung der Nährstoffe wie Calcium, Chrom, Zink, Magnesium, Eisen und den Vitaminen D, B12 und Folat könnten das Depressionsrisiko erhöhen.
Text: Debora Jehkul