8. September 2015, Berlin

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. und die Messe Düsseldorf sind die Partner der Medica Education Conference, die vom 16. bis 19. November 2015 in Düsseldorf stattfindet, parallel zur weltgrößten Messe für Medizintechnik, der MEDICA und als Fortbildungsveranstaltung für alle medizinischen Fächer sowie für Vertreter aus Wissenschaft und Industrie konzipiert ist.

In der heutigen Vorab-Pressekonferenz wurden zum Einen die Themenstruktur vorgestellt, als auch einige Referenten mit ihren derzeitigen Projekten vorgestellt.

Neben dem sehr wichtigen Projekt Stemo – die mobile Schlaganfallversorgung – zu der Prof. Dr. med. Heinrich Audebert die neuesten Ergebnisse und deren Auswertungen präsentierte (Anmerkung der Redaktion: wir berichten hierzu näher bei der Inbetriebnahme des zweiten Fahrzeugs unter der Leitung der Feuerwehr Berlin und dem Unfallkrankenhaus Berlin) möchte IGTV ein besonderes Forschungsprojekt in den Vordergrund stellen.

Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik in Orthopädie und Unfallchirurgie

Professor Dr. med. Klaus Seide, Oberarzt und Leitung Wissenschaft und Forschung am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg, gab folgenden Vortrag ab:

„… Mikroelektronisch instrumentiertes Implantat für die Knochenbruchbehandlung

Pseudarthrosen (ausbleibende Heilung nach Knochenbrüchen) stellen auch heute noch eine schwerwiegende Problematik für Patient und Behandler dar. Ein mikroelektronisch- telemetrisches Messsystem auf dem für die Behandlung eingesetzten Implantat ermöglicht das Monitoring des Heilungsverlaufs und die Kontrolle schädlicher Einflüsse, wodurch auch bei Patienten, bei denen mehrfache Versuche, die Knochenheilung zu erreichen, bereits fehlgeschlagen waren, eine erfolgreiche Konsolidierung erzielt werden konnte. Die Entwicklung des Systems wurde durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und das BMBF gefördert und bisher bei 65 Patienten mit Pseudarthrosen klinisch erfolgreich eingesetzt. Mittelfristig ist auch der Routineeinsatz bei frischen Frakturen vorgesehen, insbesondere zur Steuerung der Belastung im Heilungsverkauf. Die mikroelektronische Technik wird Einsparungen bei Röntgenuntersuchungen mit der Verminderung schädlicher Strahlen und eine sicherere und schnellere Knochenheilung ermöglichen.

Mikrosystem zur Behandlung der Rückenmarksverletzung

Bis zirka 1980 galt das Dogma der Unfähigkeit des zentralen Nervensystems zur Neuroregeneration von S. Ramon y Cajal aus dem Jahr 1928. In den letzten Jahren gibt es zunehmend vielversprechende Ansätze zur medikamentösen/zellulären Beeinflussung der Heilung der Querschnittlähmung, jedoch fehlen Verfahren zur optimalen mechanisch- chirurgischen Adaptation. Da es sich beim Rückenmark um Mikrostrukturen handelt, war es naheliegend, die Verbindung mit einem Element zu erreichen, das mit Verfahren und Methoden der Mikrosystemtechnik hergestellt wird. Das Verbindungselement besteht aus parallelen Röhrchenstrukturen, in denen das Rückenmarksgewebe durch ein Vakuum fixiert wird. Radiale Mikrokanäle ermöglichen die gezielte Zuführung von Substanzen. In ersten Projekten, gefördert durch das BMBF und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) konnte ein Zellwachstum durch den Verletzungsbereich mit der Folge einer verbesserten Bewegungsfunktion im Rattenmodell gezeigt werden. Durch die Kombination von mikromechanischen und zellulär/pharmakologischen Verfahren erscheint eine neuroregenerative Therapie der Querschnittlähmung möglich…“

IGTV war beeindruckt und wird diese Studien intensiv weiterverfolgen, um hoffentlich bald über weitere Erfolge berichten zu können.

Text: JK  Fotos: MEDICA