Der Begriff der Tendopathie umfasst in der Humanmedizin zum einen alle nicht bakteriell bedingten Entzündungen der Sehnen bzw. Sehnenscheiden in Ansatznähe – die bekannte Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) fällt also auch in die Kategorie einer Tendopathie. Zum anderen beinhaltet der Begriff aber auch alle degenerativen (verschleißbedingten) Veränderungen an den Sehnenursprüngen und Ansätzen am Knochen. Tendopathie ist nicht zu verwechseln mit Tendinitis, einer Erkrankung der Sehnen aus dem rheumatischen Komplex.
Eine Tendopathie kann in jedem Lebensalter auftreten. Typischerweise sind länger andauernde Beanspruchungen und Überlastungen bzw. Einengungen infolge der ausgeübten beruflichen oder sportlichen Tätigkeit die Ursache, man denke etwa an den so genannten Tennisellenbogen. Durch die Überlastung kommt es zu kleinen Verletzungen (Mikrotraumata) und / oder Verkalkungen im Bereich der Sehnen. Eine Tendopathie kann aber auch als Folge eines Muskelungleichgewichts (Muskeldysbalance) auftreten. Auch bei degenerativen Veränderungen an den Gelenken findet sich begleitend oftmals eine Tendopathie, hier sei auf die Tendopathie bei Coxarthrose am Hüftgelenk sowie die Tendopathie am Kniegelenk bei Verschleiß am Knorpel der Kniescheibe hingewiesen. Weitere Ursachen können Stoffwechselerkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund) sowie Gicht sein.
Bei einseitigen Haltungen am Arbeitsplatz (Computer!) treten Tendopathien im Rahmen eines Zervikalsyndroms (Schulter-/Nackensyndrom) häufig auf. Es zeigen sich dann schmerzhafte Funktionseinschränkungen im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) oder der Hand (so genanntes Maushandsyndrom). In jüngster Zeit häufen sich Fälle einer Tendopathie des Daumens infolge exzessiven SMS-Schreibens. Alle Tendopathien gehen mit oft heftigen Schmerzen und Funktions- / Beweglichkeitseinschränkungen der betroffenen Körperpartie einher, meist schmerzen die Sehnen, Sehnenansätze und Gleitlager der Sehnen nicht nur bei Beanspruchung, sondern schon dann, wenn ein leichter Druck auf den entzündeten Bereich ausgeübt wird.
Die Behandlung des Leidens fällt in das Fachgebiet der Orthopädie. Der Arzt erfragt zunächst die Vorgeschichte der Erkrankung (Anamnese), um aufgrund der Angaben zu beruflichen oder sportlichen Tätigkeiten und Gewohnheiten mögliche Ursachen einzugrenzen. Mit der eingehenden körperlichen Untersuchung, bei Bedarf ergänzt durch Laboruntersuchungen, können bestehende schwere systemische Grunderkrankungen (etwa Diabetes, Gicht oder Osteoporose) erkannt oder ausgeschlossen werden. Gezielte Dehnungs- oder Bewegungstests liefern weitere Hinweise auf Art und Schweregrad einer Tendopathie, ergänzend können die bekannten bildgebenden Untersuchungsverfahren (Ultraschall, Röntgen, MRT) zur Anwendung kommen.
Akute und chronische Tendopathien werden unterschiedlich behandelt. Bei akuten Fällen steht die Schmerzlinderung mittels Medikamenten, Ultraschall, Kälte- bzw. Wärmeanwendungen und Ruhigstellung der betroffenen Partie im Vordergrund; bei chronischen Tendopathien versucht man mit vorsichtiger Bewegungstherapie, Bewegungseinschränkungen zu bessern sowie das schmerzbedingte Muskelungleichgewicht wieder abzubauen. Oft können auch funktionelle Verbände eine Besserung bringen. Weitere mögliche Therapieverfahren sind hier die Röntgenreizbestrahlung und die Stoßwellentherapie. Ein ursächliches Muskelungleichgewicht lässt sich mit einer speziellen Sporttherapie (medizinische Trainingstherapie, MTT) behandeln.
Wenn alle konservativen Behandlungen keine richtige Besserung bringen, kommen auch verschiedene spezielle Operationsverfahren zur Beseitigung des Sehnenleidens in Frage, die sich an dieser Stelle nicht in wenigen Worten erläutern lassen. Hier muss der behandelnde Arzt individuell die Vor- und Nachteile der Methoden erläutern und entscheiden, welche Operation im vorliegenden Fall am besten geeignet ist.