Ihre Gesundheit

Arthroseschmerzen

Wie im entsprechenden Artikel erläutert, versteht man unter einer Arthrose eine Verschleißerkrankung von Gelenken des Körpers, wobei grundsätzlich jedes Gelenk betroffen sein kann. Der Abbauprozess beginnt bei der Gleitschicht (Knorpel) der Gelenke und kann im späteren Stadium auf die Knochensubstanz übergreifen.

In der medizinischen Praxis zeigen sich die meisten derartigen Erkrankungen im Bereich der Kniegelenke, gefolgt von Arthrosen in den Hüft- und Schultergelenken. Die Wahrscheinlichkeit, eine solche degenerative Gelenkerkrankung zu entwickeln steigt analog zum Lebensalter, hierzulande haben über die Hälfte aller Männer und Frauen jenseits der sechzig derartigen Gelenkverschleiß, der sich irgendwann durch zunehmende Schmerzen in den betroffenen Körperregionen bemerkbar macht. Neben dem Lebensalter sind als weitere Risikofaktoren zu nennen: Familiäre (genetische) Veranlagung, akute Gelenkverletzungen, lang andauernde Über- oder Fehlbelastungen der Gelenke sowie Übergewicht und Bewegungsarmut.

Wenn jeder Schritt zur Qual wird... Foto: Jerzy Sawluk / pixelio.de

Die Schmerzempfindung geht bei fortschreitender Arthrose nicht vom Knorpelgewebe aus, da direkt im Knorpel keine Nervenenden (Schmerzrezeptoren) vorhanden sind. Diese finden sich hingegen zahlreich im Bereich der Knochenhaut sowie der Gelenkkapsel und deren Innenhaut. Typischerweise zeigen sich Arthroseschmerzen zuerst in Belastungssituationen des betroffenen Gelenks (Beispiel beim Kniegelenk: Treppensteigen), um später dann auch bei geringer Belastung und im Ruhezustand aufzutreten, so dass aus dem anfänglich situativen irgendwann ein Dauerschmerz wird. Hier kann ein Teufelskreis beginnen, denn viele Betroffene versuchen, durch Bewegungseinschränkung bzw. Vermeidung die Schmerzen günstig zu beeinflussen. Erreicht wird damit zumeist das Gegenteil: Zuwenig Bewegung schwächt die Muskeln, Gelenke und Bänder und fördert so das Entstehen permanenter Fehlhaltungen und Verspannungen, durch die weitere Schmerzen in anderen Bereichen des Bewegungsapparates provoziert werden. So kann es etwa dazu kommen, dass sich die Schmerzen bei einer Hüftgelenkarthrose bis in den Rücken- oder Kniebereich ausdehnen.

Der Gang zum Arzt sollte bei wiederkehrenden oder sich verstärkenden Gelenkschmerzen also nicht unnötig lange hinausgezögert werden; je früher eine zielgerichtete Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist die Prognose für die Schmerztherapie und den weiteren Verlauf des Gelenkabbaus. In aller Regel wird der behandelnde Arzt nach der genauen Befragung zur Krankenvorgeschichte (Anamnese) und der akuten Schmerzlokalisation, Häufigkeit und Stärke eine Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenks anfertigen, um sich eine ersten Überblick zu verschaffen, wie weit der Abbau von Knorpel- und / oder Knochensubstanz bereits fortgeschritten ist. Weitere Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren können sich anschließen, besonders um entzündliche Erkrankungen aus dem rheumatischen Bereich abzugrenzen.

Eine Gelenkarthrose ist grundsätzlich nicht reversibel, also nicht ursächlich heilbar. Ziel aller Therapieansätze ist es daher, neben der Schmerzbekämpfung den Abbauprozess zu verlangsamen, um das betroffene Gelenk noch so lange, wie es medizinisch sinnvoll erscheint, zu erhalten. Die Schmerztherapie wird heute meist „multimodal“ angegangen, umfasst also neben der Gabe von lokal und systemisch wirkenden Schmerzmitteln aus verschiedenen Wirkstoffgruppen auch Bewegungstherapie und Akupunktur sowie ggfs. die Beeinflussung der Reizweiterleitung (transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS) sowie psychologische Betreuung im Sinne von verhaltensmedizinischem Training.

Früher oder später wird der behandelnde Arzt auch operative Maßnahmen zur Besserung von Schmerzsymptomatik und Bewegungsfähigkeit vorschlagen. Solange der Arthroseprozess auf Knorpelschäden begrenzt ist, kann mit einem minimalinvasiven Verfahren (Arthroskopie) versucht werden, beschädigte Knorpelbereiche zu glätten oder diese mittels der so genannten Mikrofrakturierung zur Gewebsneubildung anzuregen. Gerade bei jüngeren Patienten wird auch vermehrt die Implantation von im Labor angezüchtetem körpereigenen Knorpelgewebe durchgeführt.

Wenn die Palette der bisher genannten schmerzlindernden Behandlungswege ausgereizt ist wird es erforderlich, das zerstörte Gelenk durch eine Prothese zu ersetzen. Derartige Operationen sind inzwischen Routineeingriffe mit sehr guten Erfolgsaussichten und ständig steigender Lebensdauer der Kunstgelenke; derzeit werden in Deutschland jedes Jahr etwa 140.000 Hüftgelenks- und über 100.000 Kniegelenksimplantate eingesetzt, auch hierbei kommen in letzter Zeit vermehrt minimalinvasive Operationstechniken zum Einsatz.

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