Mit dem Begriff Arthrose (aus dem Griechischen, für arthros = Gelenk) bezeichnet der Mediziner ganz allgemein einen krankhaften Verschleißzustand der Gelenke des Skeletts, also eine degenerative Veränderung, einen fortschreitenden Abbau bzw. Umbau von Knorpel- und Knochensubstanz, der über das altersübliche Maß hinausgeht und in der Regel chronische Beschwerden wie Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit hervorruft.
Durch den abnutzungs- oder verletzungsbedingten Abbau wird die Knorpelschicht des Gelenks dünner, bis die Gelenkflächen der Knochen direkt aufeinander arbeiten. Der Knochen versucht, die verloren gegangene Dämpfungsfunktion des Knorpelgewebes durch die Neubildung von Knochengewebe auszugleichen, so kommt es im betroffenen Gelenk zu Deformierungen (Verdickungen), die meist mit einem Verlust an Beweglichkeit einhergehen. Unbehandelt kann der degenerative Prozess so weit fortschreiten, dass das betroffene Gelenk durch Verwachsungen seine Bewegungsfähigkeit gänzlich verliert (Versteifung).
Derartige Gelenkarthrosen treten im höheren Lebensalter sehr häufig auf, aktuelle Zahlen besagen, dass bei etwa 80 Prozent aller Menschen über 70 Jahren ein solcher Abbauvorgang in einem oder mehreren Gelenken vorliegt, wobei insgesamt mehr Frauen als Männer eine Arthrose entwickeln. Am häufigsten betroffen sind die Kniegelenke, gefolgt von Hüft- und Schultergelenken, Gelenken der Wirbelsäule und Fingergelenken. Eine bestehende Arthrose muss allerdings nicht in jedem Fall Beschwerden verursachen; sie wird dann meist zufällig bei einer anders begründeten Untersuchung entdeckt.
Mögliche Ursachen für den Gelenkverschleiß gibt es viele: Es sind neben einer genetisch (familiär, erblich) bedingten Fehlsteuerung in der Zusammensetzung des Knorpelgewebes (mit geringerer Haltbarkeit und Regenerationsfähigkeit) vor allem eine lange bestehende mechanische Überlastung der Gelenke durch Übergewicht oder berufliche Tätigkeit. Auch angeborene Fehlstellungen im Hüft- oder Kniebereich begünstigen durch die physiologisch so nicht vorgesehene, punktuelle Höherbelastung in bestimmten Gelenkbereichen das Entstehen einer Arthrose. Ferner kommen chronische Gelenkentzündungen (alles, was unter den Sammelbegriff Rheuma fällt) sowie Stoffwechselerkrankungen (Gicht, Diabetes) als Auslöser in Frage, genauso wie zurückliegende Verletzungen des Gelenks, (Knochenbrüche mit Verletzung von Kapsel und / oder Bändern, in deren Folge das Gelenk instabil bleibt); im letztgenannten Fall spricht man von einer posttraumatischen Arthrose.
Typische Symptome einer Arthrose sind also Schmerzen im Gelenk und eine Verringerung seines ursprünglichen Aktionsradius. Im Gegensatz zu rheumatischen Beschwerden treten die Schmerzen praktisch nur bei Belastung auf, charakteristisch ist etwa der kurze Schmerz im Kniegelenk, besonders beim bremsenden Abwärtslaufen (Hanglage) oder Abwärtssteigen einer Treppe. Viele Betroffene berichten auch von kurzen morgendlichen „Anlaufschwierigkeiten“ nach der Nachtruhe, wobei sich die Schmerzintensität nach kurzem Warmlaufen bessert. Eine Arthrose kann aber auch die Ursache für eine immer wieder aufflammende Gelenkentzündung (Arthritis) mit Rötung, Überwärmung und Dauerschmerz sein.
Nach wie vor ist eine Röntgenuntersuchung für den behandelnden Arzt das wichtigste bildgebende Verfahren, um sicher beurteilen zu können, ob eine Arthrose besteht und wie weit diese fortgeschritten ist. In manchen Fällen muss zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT, „Kernspin“) und / oder eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden. Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein, um entzündliche Prozesse sowie Erkrankungen des rheumatischen Komplexes zu erkennen oder auszuschließen.
Rund um das Thema Gelenkverschleiß ist in den letzten Jahren ein riesiger Markt an Therapieformen und Präparaten entstanden, die -natürlich- nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gehören. Wer den Heilsversprechen der Anbieter folgen will möge dies tun, ansonsten bestehen folgende gesicherte Therapiemöglichkeiten:
– Verringerung der Gelenkbelastung durch Abbau von Übergewicht und Vermeidung falscher Bewegungsabläufe;
– symptomatische medikamentöse Therapie zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Besserung der Beweglichkeit; ebenfalls möglich ist die Gabe von so genannten Knorpelaufbaupräparaten, die jedoch kein neues Knorpelgewebe schaffen sondern lediglich den Abbauprozess der Restsubstanz verlangsamen können;
– symptomatische physikalische Therapie (Krankengymnastik, Sport, Wärme, Bäder, Ultraschall etc.);
– orthopädische Hilfen (Schuhe, Stützen, Bandagen, Sitzkissen);
– operative Verfahren (Gelenkspiegelung, Gelenkersatz, Gelenkversteifung, verschiedene Knorpelersatzverfahren).
Die detaillierte Abhandlung aller genannter Operationsverfahren würde den Rahmen dieser Einführung bei weitem sprengen, zumal für jeden Fall abzuwägen ist, welche Methode individuell die nachhaltigsten Erfolgschancen bietet. In vielen Fällen können im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) eine beschädigte Knorpelfläche geglättet und störende Neubildungen von Knochengewebe abgetragen werden; bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß ist meist der Totalersatz durch ein Kunstgelenk (Endoprothese) die einzig wirklich nachhaltig wirksame Methode. Besonders bei Hüft- und Kniegelenken ist dies mittlerweile ein häufig durchgeführtes Standardverfahren, doch ist die Haltbarkeit des Gelenkersatzes meist auf 15 – 20 Jahre begrenzt. Da ein erneuter, zweiter Gelenkersatz an gleicher Stelle meist ein schlechteres Resultat bezüglich Festigkeit und Haltbarkeit liefert, wird mittels konservativer Therapie versucht, den Zeitpunkt des ersten Einsetzens einer Endoprothese möglichst lange hinauszuzögern.
Eine viel versprechende Entwicklung haben in den letzten Jahren die verschiedenen operativen Verfahren zum Ersatz des degenerierten Knorpelgewebes durch neues, auch körpereigenes, Gewebe genommen. Ob und wie eine solche Behandlung in Frage kommt, müssen Sie individuell mit dem behandelnden Spezialisten abklären.